Was sind „Hurenkinder“ und „Schusterjungen“?

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Mit den Ausdrücken „Hurenkinder“ und „Schusterjungen“ sind Layoutfehler in der Typografie gemeint.

Im Englischen gibt es diese Ausdrücke auch. „Witwen“ (engl. widows) werden in der Sprache der Handschriftsetzer als „Hurenkinder“ bezeichnet, „Waisen“ (engl. orphans) als „Schusterjungen“.

In der Typographie möchten Sie einzelne Wörter als letzte Zeile eines Absatzes und einzelne Textzeilen am Anfang oder Ende einer Spalte oder Seite vermeiden.

Warum? Ein einsames einzelnes Wort am Ende eines Absatzes schafft eine visuelle Unterbrechung im Lesefluss, die den Fokus des Lesers stoppt. Diese Pause wird durch den unbeabsichtigten Leerraum verursacht, der mehr Aufmerksamkeit als nötig auf das eine Wort richtet. Aus dem gleichen Grund sollte vermieden werden, dass eine Zeile oder ein Wort des Textes auf die nächste Seite/Spalte springt oder eine neue Seite/Spalte beginnt.

Als Grafikdesigner passen wir den Raum zwischen Wörtern und/oder Buchstaben an, um im letzten Schritt des Designprozesses diese typografischen Probleme zu lösen. Das ist wichtig, egal ob es sich bei dem Projekt um ein Webseitendesign, eine PowerPoint Präsentation, einen Bericht, eine Broschüre, eine Einladung handelt.

So, nun zur Definition und Benennung dieser kleinen Spitzfindigkeiten. Es gibt verschiedene Meinungen darüber, was  man Waise und Witwe nennt. Das Chicago Manual of Style und Robert Bringhurst in Elements of Typographic Style stimmen überein:

Hurenkinder (Witwen): Die letzte Zeile eines Absatzes, die am Anfang der folgenden Seite oder Spalte steht und somit vom Rest des Textes getrennt ist. (Sie hat eine Vergangenheit, aber keine Zukunft).

Schusterjungen (Waisen): Die erste Zeile eines Absatzes, die am Ende einer (vorhergehenden) Seite oder Spalte steht und somit vom Rest des Textes getrennt ist. (Sie hat keine Vergangenheit, aber eine Zukunft).

Eizelne Wörter am ende eines Absatzes: ebenfalls problematisch für den Leser. Eine genaue Bezeichnung ist unklar. Wir nennen sie Witwen.

Man kann sie nennen wie man will. Sie sind problematisch für den Lesefluss und müssen behoben werden.